Weisheitszähne haben keinen Platz mehr

Weisheitszähne sind ein Thema, zu dem manche Menschen ganz viel und andere wiederum gar nichts erzählen können. Kein Wunder, denn nicht jeder bekommt die großen Backenzähne ganz hinten im Mund. Die meisten Menschen, die Weisheitszähne haben, müssen sich mit ihnen rumschlagen. Warum das so ist, erklärt Dr. Jürgen Fedderwitz, Zahnarzt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) in einem Gespräch mit n-tv.de.

Warum haben Menschen Weisheitzähne?

"Diese besondere Art von Zähnen ist ein Überbleibsel aus der Frühgeschichte der Menschheit, als die Urmenschen zum Kauen noch größere Kiefer mit einer Vielzahl von Zähnen besaßen" erklärt Dr. Jürgen Fedderwitz. Im Laufe der Evolution haben die Weisheitszähne ihre ursprüngliche Funktion verloren. Die "Achter", wie die Weisheitszähne von Zahnärzten genannt werden, befinden sich von der Mittellinie aus gesehen an der achten Stelle und sind damit die letzten Zähne des menschlichen Gebisses. Sie ähneln in ihrer Anatomie einem herkömmlichen Backenzahn, allerdings variieren ihre Höcker und die Wurzeln sind häufig verwachsen.

Sind Weisheitzähne sinnlos geworden?

"Zum Kauen der Nahrung werden sie jedenfalls nicht mehr gebraucht, da sich die Ernährungsgewohnheiten seit der Frühzeit der Menschheit erheblich verändert haben", erklärt Fedderwitz. Weisheitszähne können aber unter Umständen zu Problemen führen. Das liegt daran, dass der menschliche Kiefer mit der fortschreitenden Evolution kleiner geworden ist; die Zähne dagegen haben ihre Größe behalten.

Weisheitszähne kommen gar nicht bei jedem.

Das ist richtig. Sie sind nicht bei jedem Menschen genetisch angelegt. Der Zahndurchbruch kann außerdem bei verlagerter Position im Kiefer behindert sein oder sogar völlig ausbleiben.

Je früher man Weisheitszähne entfernt, umso besser.

"Tatsächlich ist es bis vor einiger Zeit üblich gewesen, die Weisheitszähne so früh wie möglich zu ziehen. In den vergangenen Jahren hat in diesem Bereich aber ein Umdenken stattgefunden", betont der Experte. Zahnärzte entscheiden heute bei der Behandlung von Weisheitszähnen wesentlich differenzierter. Sie orientieren sich in der Regel an einer aktualisierten Leitlinie zur operativen Weisheitszahnentfernung. Diese kann bei der KZBV online abgerufen werden. Machen die Weisheitszähne Probleme oder ist abzusehen, dass in Zukunft welche auftreten könnten, zum Beispiel weil sie schief im Kiefer liegen, dann müssen sie gezogen oder operativ entfernt werden. Die Kosten dafür übernimmt dann die Krankenkasse. Ist der Platz im Kiefer ausreichend und die Weisheitszähne gesund und gerade, dann können sie durchaus drinbleiben. Weil sie so weit hinten im Mund liegen, muss dann aber besonderes Augenmerk auf ihre Reinigung gelegt werden.

Für Weisheitszähne ist einfach kein Platz mehr im Mund

Richtig. Im Laufe der Evolution sind die Kieferknochen kleiner geworden, die Zähne aber nicht. Dieses Missverhältnis kann zu Platzproblemen und damit zu Entzündungen und Schmerzen führen.

Weisheitszähne können Zahnlücken schließen

Richtig. Nach einem Zahnverlust besteht grundsätzlich die Möglichkeit, durch kieferorthopädische Methoden den Weisheitszahn nach vorne zu bewegen. Oft regelt das der Körper von selbst, so dass ein Eingriff durch den Zahnarzt oder Kieferorthopäden nicht notwendig ist.

Mit Zahnspangen können schiefe Weisheitszähne gerichtet werden

Eine solche Behandlung ist aus kieferorthopädischer Sicht eher selten, weil in der Regel nicht notwendig. Entweder der Weisheitszahn verbleibt im Mund, falls er keine Probleme verursacht, oder er wird operativ entfernt.

Wer keine Weisheitszähne hat, kann auch nicht weise werden.

Falsch. Diese Zähne werden Weisheitszähne genannt, weil sie in der Regel im Erwachsenenalter durchbrechen. Ihren Namen haben Weisheitszähne tatsächlich von der Weisheit, die ihnen im westlichen Kulturkreis durchaus nachgesagt wird. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Belege für das Ausbleiben von Weisheit und dem Fehlen der entsprechenden Zähne. Auch die Aussage, dass manche Intelligenz so groß ist, dass die Hirnmasse nicht ausreicht und daher auch der Weisheitszahn zur Speicherung gebraucht wird, ist nicht belegt.

Quelle: ntv.de

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